Orchester im Treppenhaus
Die glorreichen Zeiten eines Live-Orchesters beim Eurovision Song Contest sind seit spätestens 1999 vorbei. Lediglich der Gesang muss heutzutage live erfolgen, die musikalische Begleitung kommt vom Band, während die Musiker auf der Bühne eine spielerische Pantomime abliefern.
Bei der UNESCON werden Traditionen jedoch gepflegt – so werden alle am Galakonzert am 30. Juni teilnehmende Sänger von einem Live-Orchester begleitet.
Wer dabei an in die Jahre gekommene Auftragsmusiker in muffeligen Bühnenoutfits denkt, wird angenehm überrascht sein. Denn für Liveklänge auf der UNESCON-Bühne sorgt das vielleicht innovativste Orchester dieses Landes – Orchester im Treppenhaus aus Hannover.
Unter der Leitung von Thomas Posth befreit das junge Ensemble die orchestralen Arrangements aus der Nische: das Repertoire der Hannoveraner reicht von Klassik bis Disco. Die Musik wird in ungewöhnlichen Konzepten präsentiert. Mal ist es ein persönliches Notfallkonzert, bei dem die Stücke auf die persönlichen Bedürfnisse des Publikums abgestimmt werden, mal untermalen die Musiker eine Yoga-Stunde. Statt Mantras gibt es dann Claude Debussy oder Steve Reich.
Auch die Spielorte könnten nicht unkonventioneller sein, denn das Kammerorchester präsentiert sein Werk in U-Bahn-Schächten, Treppenhäusern und Zirkuszelten.
Und nun die musikalische Begegnung mit dem Eurovision Song Contest. Das Orchester im Treppenhaus ist ein neugieriges Ensemble. Obwohl der ESC für die Künstler (noch) eine fremde Welt ist, ist die jedoch so vielfältig und schillernd, so dass sie sich mit großer Freude reinstürzen werden.
Gleichzeitig ist der Eurovision Song Contest auch Werbung für die Europäische Idee, der sich das Orchester im Treppenhaus verpflichtet fühlt und für die es sich in vielerlei Hinsicht einsetzt.
Während wir uns auf Livemusik freuen, freut sich das Orchester auf die Möglichkeit, sich an einer neuen musikalischen Herausforderung zu wagen. Immerhin liefern 63 Jahre des Eurovision Song Contests genug Material dafür.